Der neuerliche Ruf die Zirkulation des US-Dollars als Zahlungsmittel in Kambodscha zu vermindern erhält von den meisten Parteien Zuspruch. Hochrangige Regierungsbeamte sehen in der Abkehr vom Dollar einen Ausdruck nationaler Souveränität und Würde.
"In Kambodscha hat der Dollar einen großen Anteil am Zahlungsverkehr. Die Schätzungen reichen bis zu 90 bis 95 Prozent," sagt Jeremy Carter, Berater der Asien- und Pazifik-Abteilung des Internationalen Währungsfonds.
Eine Präsentation der Wirtschafts- fachfrau Tiolong Saumura vor der Nationalversammlung brachte das Thema der Staatswährung wieder an die Oberfläche.
Saumura, die Mitglied der Partei Sam Rainsy ist, argumentierte in ihrerRede unmissverständlich für eine Rückkehr des Riel, der in Kambodscha seit 1956 die offizielle Währung ist. Eine Verdrängung des Dollar aus dem kambodschanischen Zahlungsverkehr wirke sich positiv auf die Zinssätze aus, erschwere Geldwäsche und stärke nicht zuletzt das Vertrauen der Kambodschaner in ihre Regierung und Wirtschaft.
"Beschließt das! Verbannt ihn! Woanders wäre sowas undenkbar," sagte Samura. "Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gaben einen Teil ihrer nationalen Souveränität auf und bekamen dafür den Euro. Wir hingegen haben sie weggegeben aber bekommen nichts dafür. Das ist als würden wir das Handelsdefizit der USA bezahlenSeitdem entwerfen Politiker und Wirtschaftfachleute erste Ansätze wie die Entdollarisierung ins Rollen gebracht werden kann. Und nicht wenige halten es für nötig auch die zunehmende Infiltration des Vietnamesischen Dong, des Thailändischen Baht und des Laotischen Kip in den Grenzgebieten zu bekämpfen.
"Als ich meine Meinung gesagt habe, habe ich viele Leute nicken sehen. Es geht hier ums Prinzip: Wenn man sich in einem Land aufhält, dann sollte man auch die Landeswährung benutzen," sagt Samura, die früher Vizegouverneurin der kambodschanischen Nationalbank war und heute Vorsitzende des interministeriellen Komittees gegen Geldwäsche ist.
"Geldpolitik ist ein wichtiges Instrument zur Kontrolle der makroökonomischen Situation. Die Zentralbank muss die Geldmenge, die in Umlauf ist steuern können. Gegenwärtig ist das nicht der Fall."
Saumura, die auch Mitglied des ständigen interpalarmentarischen Komittees für nachhaltige Entwicklung, Finanzen und Handel ist, verfasste den ersten Bericht zu der Dollar-Angelegenheit bereits 1994.
"Heute ist eine Entdollarisierung sogar noch wichtiger, denn heute gibt es mehr Handel. 1993 hatten wir noch keine Textilfabriken. Heute haben wir den Tourismus und unsere Wirtschaft ist internationaler und schneller geworden, sagte sie der
Phnom Penh Post.
"Große Summen werden immer noch bar bezahlt, in der Regel mit US-Dollar. Aber auch kleine Geschäfte werden mit Dollarnoten getätigt. Das ist verrückt. Der Umlauf des Dollars führt zu einer Inflation des Riel aber ich glaube es wird schwer die Leute zum Umdenken zu bewegen. Trotzdem: Der Riel ist unsere Landeswährung und es ist eine Schande, dass im ganzen Land mit Dollar bezahlt wird."
Doch selbst die stärksten Befürworter einer Abkehr von Dollar geben zu, dass die Angelegenheit heikel ist:" Die Regierung wird nicht dulden, dass der Dollar länger in diesem Maße in Umlauf ist. Aber man muss Schritt für Schritt vorgehen. Wir wollen die Menschen dazu ermutigen den Riel zu nutzen, wir wollen sie nicht zwingen. Wir dürfen den Markt nicht schocken," erklärt der Generaldirektor der kambodschanischen Nationalbank Tal Nay Im." Wenn wir plötzlich den Riel durchdrücken, werden wir die Investoren verschrecken und unsere Wirtschaft wird darunter leiden."
Ein erster Schritt sei aber bereits unternommen worden. Öffentliche Gebühren und Steuern müssten in Riel bezahlt werden.
"Wir denken auch darüber nach die Preise auf den Märkten und in den Geschäften zu senken, wenn die Ware in Riel bezalt wird," so Tal Nay Im in der
Phnom Penh Post. In China und Vietnam wird mit Dollars auf dem Schwarzmarkt gezahlt. Internationaler Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche und Terrorismus - der Dollar ist immer die lingua franca, die Verkehrssprache der Kriminalität.
"Wenn wir den Riel stärker nutzen könnten manche Verbrechen im Zusammenhang mit Schmuggel verhindert werden, denn die Schmuggler nutzen den Dollar gerne, weil er leicht international verschoben werden kann,"sagt Yim Sovann von der Sam Rainsy Partei (SRP), der auch der Vorsitzende des Ermittlungsausschusses für Korruption ist.
Der Historiker Thun Saray sieht im Riel ein Stück kambodschanische Kultur.
Das Königreich der Khmer nutzte bereits seit dem 16. Jahrhundert eine Nationalwährung."Die Franzosen führten dann die Indochine-Banknoten ein, zusätzlich zu Kambodscha auch in Vietnam und Laos als Zahlungsmittel dienten. Nach der Unabhängigkeit wurde dann der Riel bis in die 60er Jahre genutzt." Der US-Dollar sei damals nur von Großinvestoren und hochrangigen Regierungsbeamten benutzt worden. Die Roten Khmer schafften dann im Zuge ihrer ultramaoistischen Reform jede Form von Währung ab.
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