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23
Nov
2008

Isaan Country – Reisernte



Bangkok ist eine Weltstadt. Groß, stinkig, dreckig, künstlich, hektisch, oberflächlich, arrogant. Da bekommt man schnell mal einen Knall und erlich gesagt, war ich kurz davor auch einen zu bekommen – zusätzlich zu dem, den ich ohnehin schon habe.

Ich bin aber in der glücklichen Situation, dass ich merke, wenn ich einen Hau wegbekomme. Und letzte Woche war es soweit. Und wenn man merkt, dass man bald nicht mehr alle Tassen im Schrank haben wird, dann muss man halt sein Heil in der Flucht suchen. Irgendwohin wo es nicht groß, stinkig, dreckig, künstlich, hektisch, oberflächlich und arrogant ist.

Im Isaan ist jetzt zum Glück die Zeit der Reisernte. Die perfekte Gelegenheit, in Ruhe bei harter Arbeit abzuschalten. Andere Leute gehen zwei Wochen ins Kloster, ich hänge mir halt die Sichel über die Schulter, ziehe die Gummistiefel an und gehe aufs Feld von Opors Tante.



Das schöne beim Reisernten ist ja, dass man einfah so vor sich hinarbeitet, den Rücken gebeugt und nur von einem Halm zum nächsten denken muss. Dann kommt meine Freundin Opor vorbei, bringt mir eine Schale Wasser und auf einmal merkt man, dass man in der Mitte von nirgendwo ist. Hinter uns alles umgemäht und links und rechts von mir fressen sich die anderen Erntehelfer durch den Reis wie Raupen durch ein Salatblatt.



Ich und Opors Opa auf dem Feld

Die Sonne brennt am Morgen glühend heiß, keine Wolke am Himmel und ale Frauen sind vermummt, denn weiße Haut gilt in Asien ja als schön. Deswegn muss man sich vor der Sonne schützen.



Schneckeneier – muss man kaputt machen, weil die Schnecken den Reis zerfressen

Die Arbeit ist aber auch gefährlich. Die Sicheln sind unglaublich scharf. Mit der linken Hand greift man ja die Halme und führt dann die Sichel ganz knapp am kleinen Finger dran vorbei. Da bleit schon der ein oder andere Finger mal auf dem Felde – im wahrsten Sinne es Wortes. Natürlich kann man Schutzhandschuhe anziehen und Opor zwingt mich auch zu mindestens zweien übereinander. Aber dann kann man die Halme nicht mehr greifen.
Die Sichel ist außerdem spitz und es braucht eine besondere Technik, um die Sichel so am Körper vorbeizuschwingen, dass man sich nicht selbst ausweidet.



Außerdem gibt es jede Menge Viechzeug zwischen den Reishalmen. Riesige Feldmäuse und Schlangen. Und die beißen. Deswegn gehen die meisten nur in Stiefeln oder in speziellen Strümpfen aus Neopren aufs Feld. Einen Mann hat es aber trotzdem erwischt. Das Video dazu folgt in den nächsten Tagen.
Auf dem Feld wird viel gelacht und zum Mittag setzten sich alle zusammen auf Strohmatten und essen reichlich.



Am Nachmittag wird der Himmel dann diesig und es ist viel kühler und um vier Uhr ist schon Feierabend. Der Rücken brennt, die Haut juckt, die Nase ist voll mit Staub und Arme und Beine sind schlammverschmiert.

Und trotzdem bin ich dann so entspannt, wie ich es in Bangkok nie sein könnte.

Das Schönste wie immer zum Schluss:



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