.

..

Rubriken


















AddThis Social Bookmark Button
AddThis Feed Button

6
Sep
2007

Schule in Thailand - Respektvolles Lernen

In diesen Tagen bekommt man in Deutschland Videos von Lehrern zu sehen, denen ihre Schüler vor versammelter Klasse die Hose herunter ziehen und sie hinterrücks auf jede nur erdenkliche Weise erniedrigen. Das an die Trennwände auf Schultoiletten gekritzelte „Herr Müller ist doof“ hat schon lange ausgedient. Heute finden Lehrer im Internet ganz konkrete Todesdrohungen gegen sich selbst. Kaum vorstellbar, dass unter diesen Verhältnissen überhaupt noch Bildung transportiert werden kann.
Die PISA-Studie, die die Tatsache, dass die Bildung deutscher Schüler stark rückläufig ist, in den letzten Jahren mehrfach, herausdeutete, soll hier nicht tiefer gehend erwähnt werden.
Wichtig ist es aber, den Niedergang von Wissen und Bildung in einem globaleren Zusammenhang zu sehen: Deutschland kann jetzt und wird niemals den Millardenvölkern Indiens und Chinas im Konkurrenzkampf um die niedrigsten Produktionskosten die Stirn bieten können. Rohstoffe gibt es in Deutschland nicht.
Dafür ist Deutschland nach wie vor Exportweltmeister. Deutsche Ingenieure planen und bauen Maschinen und Anlagen und exportieren sie in Länder, die zwar über Riesenheere von billigen Arbeitskräften verfügen, aber nicht über genug Skills und Knowledge für technische Großprojekte. Die MRT U-Bahn und der BTS Skytrain in Bangkok stammen beispielsweise von Siemens.

Hier könnte also Deutschlands Zukunft liegen: Gut ausgebildete Fachkräfte, deren Dienstleistung der Transfer, Export und Einsatz von Wissen ist. Leider wird das dazu notwendige Kapital aber jeden Tag in den Schulen der Republik verschleudert.

An dieser Stelle soll ausnahmsweise mal kein Aufruf an die Politik stehen, mehr Geld in Bildung zu investieren. Auch den Lehrern soll hier nicht die Schuld gegeben werden. Es ist wohl einfach die Tastsache, dass sich viele Nationen der westlichen Welt zivilisatorisch im Rückwärtsgang bewegen – zurück in die Steinzeit. Die Situation in den Schulen ist ein deutliches Zeichen dafür.

Nicht so hier in Thailand. Ähnlich wie in Deutschland vor 70 Jahren sind sich die Menschen hier bewusst, dass nur Bildung ihren Kindern ein sorgenfreieres Leben bescheren kann.
Dementsprechend ist auch die Situation in den Schulen und die Einstellung der Gesellschaft dem Berufsstand des Lehrers grundlegend anders. Während Lehrer zwischen München und Kiel als faule Säcke verschrien werden, genießen sie in Thailand hohes Ansehen, obwohl ihre Bezahlung eher mager ist. Auch die Schüler überschütten ihre Lehrer mit Zeugnissen ihres Respektes:

Schon beim Betreten des Schulgebäudes ziehen die Schüler ihre Schuhe aus. Begegnet ihnen auf dem Weg zu ihren Klassen ein Lehrer, stellen sie ihre Schuhe ab und begrüßen ihn mit einem Wai (Verbeugung mit vor dem Gesicht gefalteten Händen. Betritt der Lehrer den Klassenraum stehen die Schüler auf und der Klassensprecher ruft: “Erweist dem Lehrer Respekt!“, woraufhin alle Schüler den Lehrer grüßen. Möchte ein Schüler während des Unterrichtes Hilfestellung zu einer Aufgabe, rutscht er auf Knien zum Pult des Lehrers (sein Kopf darf dabei niemals höher sein als der des Lehrers). Dort erklärt ihm dann der Lehrer die Aufgabe.

Benehmen in einer Thai Schule

Gleiches gilt für die Erlaubnis zum Gang zur Toilette. Der Schüler fragt den Lehrer auf Knien um Erlaubnis: Kehrt er dann in den Klassenraum zurück, wartet er an der Türschwelle auf Knien auf die Erlaubnis des Lehrers zur Rückkehr in den Klassenraum. Am Ende der Stunde stehen alle Schüler erneut gemeinsam auf und danken laut und deutlich dem Lehrer dafür, dass er sie unterrichtet hat. Die Stunde endet übrigens, wenn der Lehrer es sagt und nicht mit dem Läuten der Glocke. Dieses hohe Maß an Disziplin bedeutet aber nicht, dass die Lehrer deswegen besonders streng, hart oder bösartig ihren Schülern gegenüber wären.

Pay respect to the teacher Wai

Es gibt keine Prügel. Sich vor jemanden zu verbeugen und den eigenen Kopf niedriger zu halten als das höherrangige Gegenüber es tut, ist in der thailändischen Gesellschaft alltäglich. Auch das Knien ist nichts Besonderes. An Vater- oder Muttertag werfen sich die Kinder den Eltern sogar zu Füßen.
Ausländische Lehrer – meist Englischlehrer- sind ob dieser vermeintlichen „Unterwürfigkeit“ oft schockiert. Viele merken aber schnell, dass es sich hierbei keinesfalls um eine Erniedrigung der Schüler handelt. Stattdessen ist durch dieses disziplinierte Verhalten aller Akteure (auch der Lehrer kniet am Schreibtisch des Direktors) ein hocheffizienter Unterricht möglich.
Von der thailändischen Regierung gibt es jüngst aber Bestrebungen den Unterricht umzugestalten und die Schüler mehr in Lerngruppen zusammenarbeiten zu lassen um die Schüler Probleme selber lösen zu lassen. Daraus ergibt sich, dass die Schüler jetzt auch Anweisungen des Lehrers hinterfragen müssen – natürlich mit dem gebührlichen Respekt. Auch der Lärmpegel nimmt zu. Für ältere Lehrer ist das ein Graus, jüngere halten es durchaus für sinnvoll und angemessen.

Der Lernvorteil ist also klar auf der Seite der Asiaten. Was, wenn in zehn Jahren diese modern, aber diszipliniert ausgebildeten Schüler aus Thailand und den anderen asiatischen Nationen auf die deutsche „Elite“ trifft, die als Abiturienten gerade noch die Allgemeinbildung eines Neuntklässers vor 30 Jahren haben?

Gibt es den Bildungsstandort Deutschland noch? Wenn ja wie lange? Wie seht ihr das?

Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von Richard Barrow

Technorati:
Pratu Namo

PRATU NAMO

.

Pratu Namo`s Twitter

Aktuelle Beiträge

Hello everybody
Hey :-) My name is Manuel Bierbaumer i send you this...
Manuel Bierbaumer (Gast) - 24. Aug, 16:31
Kommune
Bitte melde dich mal bei uns . Wir sind ein junges...
Kiki (Gast) - 12. Jun, 14:18
Il y a encore de la place...
Il y a encore de la place chez vous je viens du luxembourg
welter patrick (Gast) - 3. Okt, 16:42

Suche

 

Action!
Bangkok City Life
Blaulicht
Brasilien
English
Isaan Country
Lingua Franca
Na sowas!
ÖPNV
Thai Culture
Thai Food Diet
Travel
Videos
Weird Thailand
Wrong Things
Zum Kaffee bei den Aufständischen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren