Thailand: Umweltschützer auf der Abschussliste
Am 31. Januar um 19:40 hätte Thailand beinahe wieder einen seiner führenden Umweltschützer verloren, der sich seit Jahren gegen den Bau eines Müllheizkraftwerkes in der Provinz Prachuap Khiri Khan in der Zentralregion Thailands einsetzt. Er warnt seit jeher davor, dass eine solche Anlage die Ackerböden und die Teiche der Fischfarmen verseuchen werde.
Pachern Ketkaew ist 44 und wäre beinahe so geendet wie andere Umweltschützer und Mitglieder von Bürgerinitiativen auch. Niedergestreckt, weil sie gegen Projekte und staatliche Politik aufbegehrten, die der Umwelt schaden.
Pachern ist der Vorsitzende der Umweltschutzinitiative Ao Noi Conservation Group und dachte, sein letztes Stündlein hätte geschlagen, als er in seinem kleinen Nudelrestaurant saß und plötzlich ein mann mit Pistole aus einem Auto sprang und abdrückte. Pachern duckte sich weg und die Kugel verfehlte ihn nur knapp.
Pachern rannte um sein Leben. Ein zweiter schütze mit einem M-16-Sturmgewehr sprang aus dem Auto und eröffnete das Feuer auf den Umweltaktivisten. Doch keine Kugel traf.
Der zweifache Vater versteckte sich in einem Haus eines Nachbarn bis ihn Jintana Kaewkhao, die Vorsitzende der Ban Krut Conservation Group, ebenfalls einer Umweltinitiative, in ein sicheres Versteck brachte.
Er rief zu Hause an und erfuhr, dass seine Frau und seine zwei Kinder unverletzt sein. Doch ein 13-jähriges Mädchen und eine 53-jährige Frau seien bei der Schießerei getroffen worden, denn die Killer hatten wahllos auf sein Straßenrestaurant gefeuert, bevor sie geflüchtet seien.
Es war wirklich knapp gewesen für Pachern. Sein Name hätte leicht einen Platz finden können auf der Liste von Umweltschützern, die wegen ihres Engagements zu Erhaltung der Natur ermordet wurden.
- der Waldschützer Phra Supoj Suvajo (im Juni 2005 in Chinag Mai erstochen)
- den Kohlekraftwerksgegner Charoen Wat-Aksorn (im Juni 2004 in Prachuap Khiri Khan erschossen)
- Somporn Chanapol (im August 2001 niedergeschossen nachdem er illegal Holzfäller aufhalten wollte)
Die Umweltschützer von Ao Noi sind sich sicher, dass der Mordanschlag auf Pachern mit seinem Engagement gegen das 115 Millionen Baht teure Müllprojekt und der Enttarnung von illegaler Abholzung zu tun hat.
Sein Fall beweist, dass die staatlichen Mechanismen aber auch die Gesellschaft versagt haben, Menschen zu schützen, die sich gegen kriminelle Machenschaften und die Zerstörung der Natur einsetzen.
Und wenn Morde an Aktivisten geschehen, dann scheint es ganz offenbar nicht mal jemanden zu kümmern.
Weder der Gouverneur der Provinz, der Bezirksdirektor, der örtliche Abgeordnete, der Umweltminister noch die Polizeiführung zeigt sich besorgt oder fordert die Aufklärung der Mordanschläge.
Nahezu täglich brüstet sich der thailändische Premierminister Abhisit Vejjajiva mit dem neuen Pracha Wiwat-System, das das Leben sicherer machen soll und die kriminalität um 20 Prozent senken soll. Doch was ist Pracha Wiwat wert, wenn die Regierung gleichzeitig die wenigen engagierten Bürger im Land nicht schützen kann/will/darf.
Bild: flickr/maya the bee
Teesha - 18. Feb, 13:08
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