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22
Jul
2008

Isaan Hardcore

Das Leben im Dorf ist auf den ersten Blick die reine Idylle. Das echte unverfälschte Thailand. Die Menschen stehen bei Sonnenaufgang auf, überall sorglos spielende Kinder, Hunde die sich faul von einem schattigen Plätzchen zum anderen schleppen, Hähne die mutig mit den Flügeln schlagen, wenn ich auf dem Weg zum Tempel an ihren Bambuskäfigen vorbeischlendere. Jeder bietet einem an an seinem Essen teilzuhaben und übernachtet wird sowieso je nach Gelegenheit, oft fünf oder sechs Menschen, die in einem winzigen Raum kreuz und quer durcheinanderliegen. Gegessen wird aus einer Schüssel – vorzugsweise mit den Fingern.
Alle trinken aus einem Glas und die alten Frauen kauen den ganzen Tag ihre Betelnüsse. Zum Früstück gibt es scharfen Papayasalat und Bier, abends dann selbstgemachten Reisschnaps und irgendwo ist immer gerade eines der traditionellen Dorffeste, die sogenannte „Mor Lam“. Schon die jüngsten fahren auf ihren Mopeds durchs Dorf, während in jedem Haus die Frauen zu zweit sitzen und ihre bunten Bastmatten flechten. Auf den Feldern arbeiten die Bauern in der glühenden Mittagshitze unter großen Strohhüten und den ganzen Tag spielt irgendwo ein Lautsprecher die Luk Tung-Meldodien Thailands. Irgendjemand ist immer gerade zu Besuch da und gegessen wird sowieso den ganzen Tag über. Nachmittags gibt es dann ausgedehnte Mittagsschläfchen. Und die Menschen haben viel, viel Geduld und sitzen im Zweifel den ganzen Tag auf den großen Bambustischen und tun nichts.
Sicher idyllisch. Aber seit gestern geht es mir sowas von auf den Keks und ich schlage drei Kreuze, wenn ich wieder in Bangkok bin: Sicher ist es schön zu Sonnenaufgang aufzustehen – aber nur wenn man will. Wenn man allerdings erst in der Nacht zuvor angekommen ist, will man das unter Umständen gar nicht. Muss aber. Das „Greng Jai“, die vielgerühmte gegenseitige Rücksichtnahme greift in diesem Fall nicht. Und wenn man nicht sofort aus dem Bett springt, wird halt solange der Name gerufen – notfalls hundertmal hintereinander. Von den Hähnen ganz zu schweigen. Deren Gekrähe fängt nämlich schon um vier Uhr nachts an. Wer also im isaanischen Dorf nicht um neun ins Bett geht, hat keine Chance neun Stunden schlafen zu können.
Es ist sicher schön, wenn man bei jedem zum Essen eingeladen wird, aber nur, wenn man auch die Wahl hat. Wenn man plötzlich essen muss, obwohl man gar keinen Hunger hat, oder einfach nicht auf den vorgsetzten Innereien-Eintopf und den gekochten Fischkopf steht, wird die Einladung schnell zur Qual. Denn natürlich kann man nicht ablehnen.
Umgekehrt komme ich gerade aus Nong Han zurück. Dort habe ich mir Pat Si-iu, leckere breite Reisnudeln in dunkler Soße, zum Mitnehmen bestellt. Hier im Dorf angekommen hänge ich die Tüte mit der Styroporbox an einen Nagel an der Treppe und gehe ins Wasserzimmer, um das Ab Naam zu praktizieren. Jetzt ist mein Mittagessen allerdings schon längst verschwunden. Von der Tatsache, dass ich dann wohl denn ganzen Tag mit einer dünnen Nudelsuppe, die ich zum Frühstück hatte, durchkommen muss, zeigt man sich hier nämlich gänzlich unbeeindruckt. Soviel zu „Greng Jai“ bzw. gegenseitiger Rücksichtnahme. Sollte ich es den restlichen Tag über zu äußern wagen, dass ich Hunger verspüre, muss ich wieder an die Fischkopfsuppe, Hühnerfüße, rohe Muscheln oder Papayasalat mit vergorenem Fischsaft.
Selbstbestimmtheit ist das, was mir im dörflichen Nordostthailand am meisten abgeht. Die Entscheidung darüber, wann ich was esse, ob ich morgends Bier trinke oder nicht.

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Bernd Fahrrad (Gast) - 24. Jul, 15:13

Ich wusste garn ich das in Thailand zu Frühstück Bier getrunken wird. Überall oder nur in bestimmten Kreisen

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