Wer durch die Straßen Bangkoks läuft bemerkt schnell die vielen Frauen, die trotz strahlenden Sonnenscheins mit Regenschirmen herumlaufen oder, sofern ein solcher nicht zur Hand, mit Handtaschen und Aktenmappen das eigene Gesicht vor der Sonne schützen.
Mopedfahrer und Landarbeiter sind gleichermaßen dick vermummt, um möglichst von keinem einzigen Sonnenstrahl getroffen zu werden. Während wir uns in Bikinis in die Sonne legen und Sonne tanken, um möglichst braun zu werden, fürchten sich die Thais bekanntermaßen vor dunkler Haut und vermeiden alles, um nicht braun zu werden.
Als ich jüngst zu Gast im Dorf einer Freundin an der burmesischen Grenze in der Provinz Kanchanaburi war und mich mit einem Buch in die Sonne setzte und las, rief mich schon nach kurzer Zeit die Großmutter des Hauses zur Ordnung und befahl mir aus der Sonne zu gehen, weil ich „sonst Fieber bekommen“ würde.
So bedrohlich, wie für uns also der kalte Regen ist, ist für die Thais die Sonne.
Diese entgegengesetzte Grundhaltung spiegelt sich natürlich auch in der Sprache wieder.
So ist das Wort für Sonnenblume, der Blume, die bei uns für Sommer, Sonne und Licht steht auf Thai ดอกทานตะวัน /dòk taan dtà-wan – die Blume, die der Sonne widersteht.
Während wir die Sonnenblumen dafür ehren, dass sie ihre Köpfe stets nach dem Lauf der Sonne wende, ist diese Eigenschaft für Thais bemerkenswert, weil sie so „eisern“ ist. Während alle sich vor der Sonne schützen, dreht die Sonnenblume der Sonne mutig den Kopf entgegen.´
Bild: flickr/ Dean Ayres