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13
Okt
2008

Neues aus Bangkoks ÖPNV - Können sie nicht lesen, oder woll`n sie nicht?

Ich bin ja ein großer Fan des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV für alle Abkürzungsfans). In jeder Stadt in der ich bin versuche ich immer auf Bus, Bahn, Tram, Kutsche etc.zurückzugreifen. Das ist im Zweifel immer ein ganzes Stück mühsamer als ein Taxi aber besser.
Warum?
Nicht weil es billiger ist oder „authentischer“- es ist nämlich eigentlich immer enger, stinkiger und oft sogar teurer (weil man sich dauernd verfährt). Aber wenn man öfter die gleiche Strecke in unterschiedlichen Bussen/Zügen mit unterschiedlichen Leuten fährt, dann fallen einem irgendwann Muster auf.
In der ersten Zeit war es mir nicht so bewusst, weil ich immer nur kurze Strecken gfahren bin und es deswegen selber nicht getan habe. Jetzt fahre ich aber mehrmals in der Woche einmal quer durch Bangkok und mache ich es dann schon: Lesen.
Wer in Deutschland in einen Zug einsteigt egal ob Regionalexpress oder ICE findet immer auf Anhieb jemanden der liest. Warum auch nicht; Die Landschaft ist bekannt, der Typ gegenüber zu hässlich um ihn anzukucken also liest man. Hier in Bangkok, wo man wegen der katastrophalen Staus nie weis, ob man nun eine halbe oder zwei Stunden im Bus sitzen muss, habe ich immer ein Buch in meiner Handtasche.
Heute bin ich in der 511er eingestiegen, habe mir einen netten Platz am Fenster gesucht eine Minute aus dem Fenster gekuckt und dann mein Buch rausgeholt (derzeit „The Historian“ von Elizabeth Kostova“- bisher sehr gut).
Nur weil die Frau neben mir ganz deutlich überrascht auf mein Buch gestarrt hat, ist es mir überhaupt bewusst geworden. Ich habe im Grunde noch nie jemanden im ÖPNV lesen sehen. In der BTS sieht man ab und zu mal Studenten, die ihre Papiere durchgehen oder selten Mal Erwachsene Männer, die wie bessesen Manga.Comics lesen, aber das jemand eine Zeitung oder gar ein Buch lesen würde, habe ich noch nie gesehen. Ehrlich gesagt habe ich noch nie einen Thai gesehen, der einen Roman liest. Diese Aussage erscheint mir so drastisch, dass ich sie selber kaum glauben kann. Aber sie stimmt. Ich zähle wirklich intelektuelle Menschen zu meinen Freunden und selbst die lesen eher Gedichtbände oder Sachbücher, aber keine Romane. Und wenn, dann nicht im ÖPNV (durch die dreimalige Verwendung dieser amtsschimmeligen Abkürzung habe ich mich wohl selber aus dem Kreis der Intelektuellen ausgeschlossen).
Wenn ich es mir genau überlege, gibt es im Grunde auch überhaupt keine Romane im Buch- und Zeitschriftenhandel zu kaufen – zumindest nicht in der Masse und Vielfalt wie in Europa. Wer war also zuerst da Huhn oder Ei? Lesen die Thais nicht, weil`s keine Bücher gibt, oder gibt`s keine Bücher, weil die Thais nicht lesen.
In Thailand können 5 Prozent der Männer und 9 Prozent der Frauen nicht lesen. Also immerhin gibt es welche die es eigentlich können müssten. Daran liegt es aber nicht; und auch nicht an der geringen Auswahl. In Thailand gibt es eine grundsätzlich andere Auffasung von Sinn und Zweck des lesens. Eher ein Müssen als ein Wollen. Ma liest hier ein Dokument oder ein Fachbuch, weil es das Mittel zum Zweck ist, ein Medium, dass eine benötigte Information fixiert und transportiert. Enstprechend ist auch die Auswahl im Buchhandel: Fachbücher, Sachbücher („Schnell reich werden“, buddhistische Ratgeber) und viele Lifestylemagazine.
Ganz deutlich wird es, wenn man unter Thais plötzlich ein Buch rausholt. So wie ich letzten Samstag beim Rettungsdienst. In Deutschland haben wir beim Rettungsdienst immer viel gelesen. Wenn ich mich hier auf die Pritsche von unserem Pick-up setzte und mein Buch aufschlage (damals noch Andy McNab "Aggressor" – ehrlich gesagt nicht der beste McNab), dann wirkt das so als wäre mir langweilig weil siech keiner mit mir unterhalten wollte und ich müsste mich in die Literatur flüchten. Entsprechend kommt dann sofort jemand um mich zu unterhalten. Lieb gemeint, aber nicht nötig. Auch fragen dann alle der Reihe nach, was ich denn da „lernen“ würde. Wenn ich dann erzähle, dass es in dem Buch um eine fiktive Geschichte geht, ist das also würde ich vom Skifahren erzählen.
Auf dem Dorf im Isaan wird es dann richtig deutlich. Dort bin ich mir manchmal nicht sicher, ob mein Lesen dort nicht schon fast als Provokation aufgefasst wird. Die Leute unterbrechen mich nämlich dann scheinbar mit Absicht im Minutentakt. Leider ist halt Lesen eine Beschäftigung, die man nicht beliebig unterbrechen kann, weil sie sonst nicht funktioniert. Normalerweise lese ich gerne in Gesellschaft, im Park, im Restaurant oder einfach neben Freunden, die sich unterhalten. Das geht auf dem Dorf nicht, weil ich dann wie auf dem Präsentierteller liege und ständig angesprochen werde. Wenn ich mich dann aber zurückziehe komt sorfort jemand und fragt, ob ich müde oder traurig bin.

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