Phuket – Fragwürdige Massenentlassungen im Rettungsdienst von Patong
Die Massenentlassung des in Patong ansässigen Rettungsdienstes Kusoldharm Foundation macht einmal mehr deutlich, wie dringend notwendig höhere Standards bei den medizinischen Rettungsdiensten in Patong und ganz Phuket sind.
Als Privatorganisation steht es der Kusoldharm Foundation natürlich von Rechts wegen zu, alle freiwilligen Mitarbeiter zu entlassen, wenn deren verhalten unangemessen erscheint, aber alle 33 Freiwilligen zu entlassen, ohne der Öffentlichkeit gegenüber ein Statement abzuliefern ist sicher ungewöhnlich.
Die Kusoldharm Foundation ist Phukets größte und finanziell am besten geförderte ehrenamtliche Rettungsdienstorganisation.
Mitarbeiter der Kusoldharm bei den Bergungsarbeiten nach dem Absturz der 1-2 Go Maschine in Phuket im Jahr 2007
Hier ist besonders zu beachten, dass es eine Sache ist, einen Angestellten aus einer bezahlten Stelle zu entlassen, aber dass eine ehrenamtliche Mitarbeit abgelehnt wird, ist unter den Sanitätern als Affront aufgefasst worden. Schnell richtet sich hier das Augenmerk auf die Ursache des Streits zwischen den Mitarbeitern und der Leitung der Rettungsdienstorganisation.
Beide Seiten schließen eine Verhandlung vor Gericht nicht mehr aus, doch keine der beiden Parteien äußerte die Vorwürfe bislang öffentlich.
Bei solchen Fällen liegt in Thailand immer der Verdacht nahe, dass es in der einen oder der anderen Weise um’s Geld geht.
Die Kusoldharm Foundation veröffentlicht allerdings kaum Informationen über die Leitung der Organisation, ihre Regeln, Entscheidungen und vor allem nicht über die Finanzierung.
Gleichzeitig wirft der Polizeikomissar, Arayapan Pukbuakao, von der Wache in Kathu den ehemaligen Mitarbeitern vor, ihre Positionen als Rettungssanitäter ausgenutzt zu haben und von bestimmten Krankenhäusern Provisonen pro eingelieferten Patient angenommen zu haben.
Zusätzlich behauptet der Polizist, die entlassenen Sanitäter verfügten nur über geringes Fachwissen, gingen mit Beweismaterial vor Ort schlampig um und konsumierten darüber hinaus auch Drogen.
Auch fehlten bei verunfallten Touristen bei der Einlieferung ins Krankenhaus oft die Wertgegenstände.
Der Direktor des Patong Hospitals erklärt dagegen, dass es bislang keine Probleme mit der Arbeit der ehrenamtlichen Helfer gegeben hätte.
Die Behauptung des Drogenmissbrauchs erwies sich darüber hinaus als ein einmaliger Fall von Besitz von Marijuana.
Es besteht kein Zweifel, dass die Kusoldharm Foundation schnell für neues Personal sorgen muss, denn die Hauptsaison steht vor der Tür und die Zahlen der Verunfallten steigt dann erfahrungsgemäß mit der Zahl der Besucher.
Technische Rettung der Kusoldharm Foundation bei einem Verkehrsunfall
Vor allem ist es wichtig, Patong nicht den anderen rivalisierenden Rettungsdienstgruppen zu überlassen. Schon jetzt hat die Stadt – wie auch im Rest von Thailand - schon genug mit deren Rivalitäten zu kämpfen.
Hintergrundinfo: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Krankenhäuser – vor allem die privaten – eine Art Kopfgeld für eingelieferte Patienten an die Rettungsdienstmitarbeiter zahlen. Ich vermute sogar, dass das eher die Regel ist. Ich habe die Tarife nicht mehr genau im Kopf, aber für einen Touristen kriegt man etwa doppelt bis dreimal soviel, wie für einen Thai.
Das hört sich natürlich menschenverachtend an und ist es auch. Bei der Organisation, bei der ich mitarbeite, sind wir glücklicherweise nicht auf diese Provisonen angewiesen, weil wir vom Palast des Königs und einem Krankenhaus in Banglampoo gesponsert werden. Entsprechend liefern wir die Patienten immer in das nächstgelegene Krankenhaus ein bzw. in die Klinik ihrer Wahl.
Zusätzlich sind die Mitarbeiter überdurchschnittlich ausgebildet.
Wer aber mal mit offenen Augen durch Bangkok läuft sieht an den Einmündungen großer Straßen oft Pickups, die mit Aufklebern beklebt sind und Blaulicht und Sirene auf dem Dach haben.
Weil es in Thailand aber dazu keine Regeln gibt, kann das jeder. Oft sitzen die Fahrer in Gruppen neben den Wagen und hören alle Frequenzen aller Bangkoker Rettungsleitstellen ab.
Sobald ein Einsatz gemeldet wird, beginnt für alle Bangkoker Rettungsdienstgruppen das Wettrennen um den Patienten: Wer zuerst da ist, bekommt ihn.
Problematisch ist es, wenn zwei Gruppen im selben Gebiet operieren und sich um die Patienten (und um das Kopfgeld) streiten müssen.
Ich war schon dabei, als es deswegen zu Schießereien zwischen den Gruppen gekommen ist.
Vor diesem Hintergrund wird es schnell deutlich, dass es hier nicht um das Helfen aus Nächstenliebe oder Verantwortung geht, sondern natürlich nur ums Geld und Gebietsansprüche.
Die großen Rettungsdienstorganisationen wie in Bangkok Vajira, Ruamkatanyu oder Poh Teck Tung, die haupt- und ehrenamtlich im ganzen Königreich arbeiten sind meiner Erfahrung nach aber gut ausgebildet und verfügen (zumindest in den Städten) über eigene Ambulanzen und manchmal auch Leitstellen.
Teesha - 24. Nov, 00:11
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