.

..

Rubriken


















AddThis Social Bookmark Button
AddThis Feed Button

3
Nov
2008

Zum Kaffee bei den Aufständischen – Barrikaden

Barrikadenbau ist ja eine Kunst für sich. Je nachem was man zur Hand und wieviel Zeit man hat ergeben sich da unterschiedliche Variationen. In Berlin benutzt man da am ersten Mai traditionell Müllcontainer und Autos, weil beide Räder haben und außerordentlich gut brennen.
Die People`s Alliance for Democracy (PAD), die sich im Regierungssitz verschanzt hat, legt da allerdings wesentlich mehr System und Fleiß an den Tag. Whrscheinlich nur, weil man auf einer Straße nicht einfach so Gräben ausheben und Palisaden in den Boden rammen kann, haben sie es noch nicht gemacht. Ansonsen ist aber alles sehr professionell, was auch mit der Vielzahl an Militärs in ihren Reihen zusammenhängen dürfte.



Im Zweifel müssen auch die Privatautos herhalten.





Besonders kreativ in diesem Bild: Das Boot



Unbedingt abwehrbereit: Die Ausrüstung der Barrikadenbewacher


Warum die Planen da liegen ist unklar – wohl um ein bisschen mehr Fläche „abzudecken”



Das die Barrikaden schwer zu überwinden sind, müssen auch die PAD-Anhänger am eigenen Leib erfahren



Technorati:

Das Shamrock funktioniert – immer wieder

Im Prinzip kann man sich in Thailand auf nichts verlassen: Der Bus kommt nach fünf Minuten, nach zwei Stunden und manchmal zwei Tage gar nicht, die Wäscherei hat immer genau dann zu, wenn man die Uniform abholen will und der Trinkwasserautomat ist immer beim größten Durst kaputt.
Nur das Shamrock auf der Khao San Road, wo die besten Cover-Bands der Gegend spielen funktioniert immer.
Ein klassischer Shamrock-Abend sieht wie folgt aus.
Besuch aus Deutschland, Bierchen trinken in einer beliebigen Bar in den Gassen rund um die Khao San Road, um elf gehts dann ins Shamrock. Freitag und Samstag ist in der Hauptsaison die Hölle los, mein Geheimtipp ist aber der Sonntag, weil da auch mein ehemaliger Nachbar an der Gitarre reißt.
Kurz orientieren, einmal aufs Klo und einen Saeng Som Bucket bestellt. Dieses Mixgetränk ist eigentlich der Treibstoff mit dem das Shamrock in Fahrt kommt: Ein Eimerchen Saeng Som-Whiskey mit Cola, Soda und einer Flasche Red Bull, sechs Strohalme drin. Nach drei Zügen kann man bis zehn zählen, dann sind die Weichen für den Abend gestellt – ob man will oder nicht. Danch gibt`s nur noch Rock n` Roll und mehr Buckets. Die Erfahrung hat gezeigt, dass man selbst den letzten Langweiler im Shamrock zum Abfahren bringen kann.
Das letzte Stück am Abend ist eigentlich immer Rage Against The Machine – Killing In The Name. Es gab Nächte, wo die Band auf dem Geländer gestanden hat, das ganze Shamrock beide Hände mit gestreckten Mittelfingern in die Höhe gerissen hat und ich ehrlich gesat Angst hatte, dass das ganze Ding im nächsten Augenblick einfach explodiert.
Mit so viel Rock n`Roll im Blut, kann die Nacht eigentlich nur noch in eine Richtung gehen. Man schläft in der Badewanne ein und wacht auf dem Fußboden auf (oder umgekehrt). Den nächsten Tag verbringe ich persönlich dann in Ermangelung eines Kühlbeutels immer mit einer aus Deutschland importierten Tube Tomatenmark vom Aldi im Nacken und einer Dose Hausmacher Wurst auf der Stirn.



Hannes kurz vor seinem angesetzten Kopfsprung in die Bassgitarre

Technorati:

2
Nov
2008

Traumberuf Müllfischer?

Neulich bin ich schon gegen sieben Uhr morgens unterwegs zum Bo Bae Markt gelaufen. Die Strecke ist ungefähr dieselbe wie zum besetzen Regierungsgebäude. Die Temperaturen waren noch mild und bei Sonnenaufgang ist selbst ein Moloch wie Bangkok noch friedlich und sanft.
In Bangkok werden jeden Tag Tonnen von Plastikflaschen verkauft, geleert und weggeworfen. Aber obwohl es nur extrem selten Mülleimer gibt, sieht man auf den Straßen kaum eine herumliegen. Sicher haben auch die Heerschren von Straßenfegerinnen ihren Anteil an diesem Umstand, aber im Wesentlichen ist es die Armut der Menschen, die die Straßen vom groben Müll befreit. Recyclebare Rohstoffe bringen Geld. Zwar sehr wenig, aber wenn man sonst nichts hat, ist ds schon mal etwas. So wird also alles gesammelt, was irendwie beim Rohstoffhändler abgesetzt weren kann: Papier, Dosen, Flaschen und eben auch Plastikflaschen.
Durch die Straßen ziehen abgerissene Gestalten mit großen Plastiksäcken, die die Müllhaufen danach durchsuchen. Die Konkurrenz ist hart.
Auf dem Wasser ist man allerdings noch weitgehend allein. Und weil Plastikflaschen nun mal schwimmen, scheint die Arbeit nicht ganz so mühsam, wie das Durchwühlen der widerlichen Müllsäcke.
Bangkok ist von unzähligen Kanälen durchzogen und wird deswegen auch oft das „Venedig Südostasiens“ genannt. Und zumindest der Gestank aus diesen Kanälen muss den Vergleich mit der italienischen Kulturstadt nicht scheuen.
Um aber der Müllfischerei auf diesen Kanälen nachzugehen braucht man zumindest ein Boot – sollte man denken. Aber weit gefehlt. Ich habe uch schon Menschen gesehen, die nur auf einem Stück Styropor schwimmend mit bloßen Händen, den fauligen Schlamm in den Kanälen nach Metall durchwühlten.









Technorati:

1
Nov
2008

Mit Blaulicht durch Bangkok – Staatsgewalt

Gerade eben komme ich von der Nachtschicht beim Rettungsdienst in Bangkok zurück. Bis auf einen verunfallten Mopedfahrer war die Nacht ruhig.
Aber heute Nacht gab’s einen kleinen Vorgeschmack, wie Bangkok im Bürgerkrieg aussehen könnte. An der Rama IV-Statue, wo wir einen unserer Bereitstellungspunkte haben, war bestimmt eine halbe Division Militär stationiert, an der Zufahrt Militärpolizei. Rund um den besetzten Regierungssitz Hundertschaften der Polizei in Straßenschlachtmontur. An allen wichtigen Straßenkreuzungen war Marineinfanterie postiert, an anderen Straßen reguläres Heer. Truppentransporter in den Straßen und eine Art Miliz auf Patroullie.
Auf diese Art habe ich endlich mal die Vielfalt thailändischer Uniformen zu sehen bekommen.







Grund für das Aufgebot war eine Massenveranstaltung der Regierungsanhänger im Rajamangala National Stadium und eine drohende gewaltsame Auseinandersetzung mit den Anhängern der People’s Alliance for Democracy (PAD), die ja derzeit den Regierungssitz besetzt halten.
Die Polizei wollte sicherstellen, dass ihnen diesmal nicht das Ruder aus der Hand genommen wird und es zu Zusammenstößen mit Toten und Verletzten kommt. Damit aber die Polizei nicht wieder bei der Niederschlagung der Ausschreitungen aus dem Ruder läuft, wurde diesmal auch das Militär in Alarmbereitschaft versetzt, um der Polizei notfalls Einhalt zu gebieten, beziehungsweise um sie zu unterstützen, falls sie nicht mehr Herr der Lage sein sollte.
Die Situation war heute auf jeden Fall angespannt. Bei jedem Knall waren wir uns eigentlich sicher, dass jetzt das Schießen losgeht. Das war glüklicherweise nicht der Fall. Auch die Regierungsgegner der PAD waren in Alarmbereitschaft. Die Zufahrten zum besetzten Regierungsgebäude waren doppelt und dreifach mit Stacheldraht gekrönten Wällen aus Autoreifen blockiert.
Als wir auf der Einsatzfahrt zu einem Verkehrsunfall waren, musste eines unserer Fahrzeuge eine Vollbremsung vor einer solchen Barrikade hinlegen, weil die Reifen im Dunkeln kaum zu sehen waren. Sofort sprangen vermummte Gestalten mit Eisenstangen hinter den Barrikaden auf, um den vermeintlichen Angriff abzuwehren, sahen dann aber unsere Lichter und Embleme auf den Autos.

Heute hatte ich sogar mal Zeit die Codes im thailändischen Funksystem zu lernen.
Code 40 ist ein Autounfall, Code 200 eine Schlägerei und Code 603 eine Bombe. Darüber hinaus gibt es aber amüsante Codes. Zum Beispiel ist 50 der Code dafür, dass man gerade am Essen ist, Code 23 bedeutet einfach „nix“ und Code 610 heißt: „Ich vermisse Dich.“ Und das ist doch mal romantisch, oder?

Technorati:

Die große Pratu Namo „Thai Food Diet“ – Schwimmblasensuppe

Als sich sie das erste Mal gegessen habe, war sie einfach wunderbar und sie ist es bis heute. Aber schon beim ersten Mal wusste ich, dass das, was d so hervorrgend schmeckte irgendwas ganz ekliges sein musste. Und genau deswegen habe ich lange nicht nachgefragt, was dass denn genau ist.
Heute weiß ich es: Meine Lieblingssuppe in Thailand stammt eigentlich aus China und heißt „Grapo Plah“. Und das heißt übersetzt „Fischschwimmblase“.
Die Suppe ist recht zähflüssig enthällt jede Menge dieser Schwimmblasen, daneben Würfel aus geronnenem Blut und Vogeleier, Bambusstreifen, auf Wusch Glasnudeln und Koriander.
Die Vogeleier und das Blut lasse ich jetzt immer weg, aber der Rest ist immer noch hervorragend.

Technorati:

28
Okt
2008

Ko Chang - 4 Stiche - Ko Pha Ngan

Ja, Ja so kann's gehen. Schon ist die Woche wieder rum. Eigentlich wollte ich ja zum relaxen mit den Jungs von der Travel-Passion Weltreise und ihren Girls nach Ko Chang.
War ich sogar auch, aber einen Motorradunfall mit ordentlich Blaulicht und Sirene, Schuerfwunden und vier Stiche spaeter muss ich sagen: Relaxen ist anders. Deswegen war ich so frei, den vier weiter bis auf die Insel Ko Pha Ngan zu folgen, um dort das Relaxen nachzuholen. Heute noch mal flugs die Krankenhausrechnung von milden 13.000 Baht (=260 Euro) in der Inselhauptstadt Thong Sala beglichen. Jetzt weiss ich uebrigens auch, dass eine Computertomographie in Thailand schon fuer milde 7000 Baht zu haben ist - inklusive Beurteilung durch den Radiologen.
Die Wunden verheilen gut. Ueber die Naht will und kann ich noch nichts sagen, es darf aber grosszuegig dreimal auf Holz geklopft werden.
Ab jetzt ist erst mal Sonne, Strand, Frisbee und viel gute Laune angesagt.
Das sowas hier vorhanden ist, beweisen folgende Lichtbilder:







20
Okt
2008

Mit Blaulicht durch Bangkok – Leibesübungen

Die letzten zwei Wochen war eigentlich beim Retungsdienst gar nichts los. Was sicher gut ist, denn wenn der Rettungsdienst nichts zu tun hat, geht`s den Leuten gut. Und so soll es natürlich sein. Allerdings sagen uns die Leute vorher nichts von ihrem Wohlbefinden und dass sie weder die Absicht haben mit dem Auto von der Brücke zu fahren, noch mit dem Motorrad die Blutgrätsche zu machen.
Ihr gutes Recht, aber uns Weißkittel bringt das natürlich in die Verlegenheit, dass wir nichts mit uns anzufangen wissen. Lesen scheint den Thais ja vergleichsweise fremd und die politische Lage in Thailand ist gleichermaßen haarsträubend wie unübersichtlich, so dass auch hier keiner Lust hat sich drüber zu unterhalten.
Es war dann meine Idee einen Gummihandschuh bis an die Grenzen des endexspiratorischen Restdrucks meiner Lungen aufzupusten und diesen dann mit einem Kugelschreiber so zu bemalen, dass er mir schlussendlich verblüffend ähnlich sah. Wenn man dann alle Finger zusammen knotet entsteht eine Kugel, mit der dann auch sogleich ein Volleyballspiel entbrannte.
Nachts um zwei verlegen wir dann immer unseren Bereitschaftsort auf die Khao San Road, weil dann die ganzen Leute aus den Bars und Clubs kommen, gleichzeitig nimmt auch der Alkoholpegel der thailändischen Autofahrer deutlich zu.
Bis auf einen glimpflichen Unfall auf der achtspurigen Ratchadamnoen Road bleib aber auch hier alles ruhig. Irgendwoher tauchte dann aus heiterem Himmel ein Badminton-Set auf und wir haben sofort den Beweis angetreten, dass man auch nachts um drei auf einer der beliebtesten und belebtesten Touristenpromenaden Bangkoks qualitativ hochwertigen Sport abliefern kann.
Irgendwann beim Punktestand 7:2 für unseren Fahrer Gung fragte mich dann ein Tourist, ob wir denn der Rettungsdienst wären und ob wir heute nicht arbeiten würden.
„Klar – und wir sind doch mitten dabei.“
Technorati:

19
Okt
2008

Neues aus Bangkoks ÖPNV – Nicht alle kommen ans Ziel

Tja, so ist’s manchmal im Leben – auch in Bangkoks Öffentlichem Personennahverkehr: Nicht jeder kommt ans Ziel. Und es tut mir aufrichtig Leid verkünden zu müssen: Nr. 56 lebt nicht mehr.



Zumindest einer der vielen Busse mit dieser Nummer. Für die Fahrgäste dürfte das keinen großen Umstand bedeutet haben, denn spätestens fünf Minuten später ist bestimmt ein Bus der gleichen Linie gekommen und hat die Fahrgäste aufgesammelt.



Dieser Bus ist wohl einfach nur so kaputt gegangen, aber ich habe auch schon in einem gesessen, der gebrannt hat – eine interessante Erfahrung.

Mehr dazu im Text: Überlandfahrten mit dem Bus nicht immer harmlos

Technorati:

18
Okt
2008

In Transit – Sie sind wieder weg (vorerst)

Wenn das mal keine harte Woche war: Nachdem Chris und Hannes, die Weltreisenden von Travel Passion hier in Bangkok eingeschlagen sind, haben wir keine Zeit verschwendet um uns, der Welt, dem Leben und vor allem dem Rock n`Roll zu huldigen. Dabei sind selbstverständlich zahlreiche Neuerfindungen entstanden:
So hat Chris in der gleichen Nacht bewiesen, dass man 10 Liter Singha-Bier innerhalb nicht auf der Toilette lassen muss, sondern auch einfach ausschwitzen kann und ist gleichzeitig erster Weltmeister im Schein-Reihern und auch gleichzeitig Weltrekordhalter geworden(nach: Augenzeugenbericht von Hannes H., Bangkok 2008).
Ich war so frei, eine Spontanüberprüfung der Einsatzbereitschaft unseres Sicherheitsdienstes in meiner Wohnanlage durchzuführen. Ergebnis: Zu dritt schaffen sie es mich in den zehnten Stock zu tragen. Außerdem habe ich im Selbstversuch ein für alle mal bewiesen, dass man eine ganze Nacht mit Kleidung in einer gefüllten Badewanne schlafen kann und trotzdem keine feuchten Träume hat.
Die zweifelsohne herausragendste Erfindung stammt sicher von Hannes, der am Donnerstag im Shamrock Irish Pub das „Inverse Stage Diving“ erfunden hat, bei dem der Hauptdarsteller (in diesem Fall Hannes) nicht von der Bühne ins Publikum springt, sondern von einem Stuhl aus dem Publikum in die Band.
Die Jungs und Mädels sind jetzt erst mal nach Ko Chang weitergefahren, wohin ich ihnen am Dienstagmorgen folgen werde um dann am Mittwoch Hannes`Geburtstag im Treehouse zu feiern.
Technorati:

Was mich an Thailand nervt – Gewaltverliebtheit

Es ist schon sehr hart: Ich gehe in ein Internetcafé um meine Mails zu checken und neben mir sitzt ein junge Studentin, die sich Fotos von zerfetzten Leuten ankuckt, die so krass sind, dass sogar ich mit meiner Blaulichterfahrung da angewiedert wegsehen muss.

Nur einen Tag nach den blutigen Zusammenstößen zwischen der People´s Alliance for Democracy und der Polizei gab es direkt vor dem besetzten Government House Video-Cds von den Auseinandersetzungens zu kaufen. Am gleich Stand konnte man auch Bilder von den Wasserleichen nach dem Tsunami in Thailand kaufen (seitdem weiß ich, dass Wasserleichen nicht immer mit dem Gesicht nach unten schwimmen) und Bilder von den Hinrichtungen unter den Roten Khmer in Kambodscha. eine CD für 50 Baht (1 Euro).

Neulich war ich in einem Zeitschriftenladen; nicht um eine Zeitschrift zu kaufen, sondern dort gibt es Klimaanlagen und die Gelegenheit war günstig, um mich von der Hitze des Nachmittages kurz runterzukühlen. Da gibt es Magazine, die wirklich nur Bilder von verstümmelten Leichen zeigen, mit einer zehnzeiligen Beschreibung, wie es zu den Enstellungen gekommen ist. Wasserleichen, verkohlte Körper, abgetrennte Gliedmaßen - alles im Programm. Und ich glaube kaum, dass das in Thailand jemanden schockt, denn schon die beiden großen Boulevardzeitungen lassen jeden Morgen die Bilder von Unglücken und deren Opfern auf ihren Titelseiten prangen.



Daneben ist dann oft noch ein Passfoto des Toten, das zeigt, wie der Mann aussah, bevor er in den Hächsler gefallen/ im Auto verbrannt, oder sonst wie zu Tode gekommen ist





Seltsamerweise wird das Blut, das in großen Lachen neben der Leiche vor sich hin gerinnt weggepixelt. Obwohl das immer unterschiedlich ist. Eine einheitliche Linie, geschweige denn Kodex, scheint es da nicht zu geben. Blut scheint für die Thais aber unerträglich und wird nur selten gezeigt.



Im Fernsehen ist es nicht viel anders; hier werden aber je nach Tageszeit auch Waffen weggepixelt. Zu den Abendnachrichten sind dann aber wieder alle Leichen und Pistolen zu sehen.
Ich hatte ja schon einmal geschrieben, dass man sich besser nicht mit Thais anlegt. Hier bleibt es nämlich nicht bei einer geschwollenen Nase und einer aufgeplatzten Lippe. Hier sind sie stattdessen schon wegen Kleinigkeiten bereit jemanden mit einem riesigen Buschmesser in Stücke zu hacken.
Das weiß ich, weil ich es einmal in Bangkok und einmal in einem Dorf in der Nähe von Udon Thani gesehen habe, wies sich junge Männer zum Kampf rüsten. Einmal habe ich auch miterleben müssen, wie sich drei Jungs mit einem riesigen Bambusstamm an einen sitzenden Gegner herangeschlichen haben und ihm den Stamm mit vereinten Kräften in den Rücken geschlagen haben. Erst ein Aufseher auf auf diesem eigentlich friedlichen und fröhlichen Tanzabend hat die Streithähne mit dem Kolben seiner Pumpgun auseinander getrieben.
Der Angriff aus dem Hinterhalt erfreut sich in Thailand ohnehin großer Beliebtheit. Deswegen ist es ziemlich wichtig einfach keine Feinde zu haben, denn ansonsten muss man immer mit dem Rücken zur Wand sitzen, was auf Dauer anstrengend ist.

Hier in Thailand gibt es nämlich große 0,66-Liter Bierflaschen. Die lassen richtig platziert Kopfhaut und Schwarte bis auf den Schädelknochen aufreißen. Das weiß ich, weil ich selber jemanden verarztet habe, der so attackiert worden war.

Ich glaube mittlerweile, dass diese plötzlichen, brutalen Gewaltausbrüche zu einem großen Teil aus den in der thailändischen Kultur ständig unterdrückten Emotionen herrühren.
Thailand gilt als das Land des Lächelns; und tatsächlich lächeln die Menschen hier wirklich fast immer. Aber natürlich kann kein Mensch immer „wirklich“ lächeln. Aber die gesellschaftlichen Konventionen in Asien erziehen die Menschen zu einer höflichen Emotionslosigkeit. Und irgendwann entlädt sich dann das Gegenteil in einem Gewaltgewitter.

Technorati:

17
Okt
2008

Ausländische Ehemänner helfen der thailändischen Wirtschaft

Vor kurzem hat eine Studie in der armen thailändischen Provinz Buriram ergeben, dass allein dort 960 Frauen mit ausländischen Ehemännern verheiratet sind, von denen 67 Prozent im Ausland leben, aber ihre Frauen in Thailand finanziell unterstützen. Diese Unterstützung beläuft sich im Jahr insgesamt auf stolze 230 Millionen Baht (=4,9 Millionen Euro).
Wieviel die 33 Prozent der Ehemänner, die in Thailand leben, in das Land investieren ist schwer zu beziffern. Es dürfte aber wahrscheinlich sogar mehr sein als, die Geldströme aus dem Ausland, denndas Leben in Thailand kann teuer sein, wenn man(n) neben der Ehfrau auch noch deren ganze Sippe mit unterstützen muss. Dazu kommen die Gebühren für die regelmäßigen Visa-Trips ins Ausland.
Ich habe mal gelesen, dass die Gewinne aus den Girlie-, Gogo-, Karaokebars den Freundschaften zu ausländischen Männern, Auslandsbesuche und die Ehen auf Zeit der thailändischen Frauen mehr zur Verbesserung der Infrastruktur auf dem Land beigetragen haben, als alle Gelder, die die Regierung in die Infrastrukturprojekte auf dem Land investiert hat. In den Dörfern im armen, ländlichen Issan sieht man recht häufig, die Paläste der Farangs (Ausländer). Die Männer leben oft in ihrer westlichen Heimat während ihre Frauen dank der Rimessen des Gatten fortan zu den Wohlhabenden gehören, ein Haus aus Stein besitzen, einen Pick-Up fahren und die gesamte Sippe unterstützen können. Die Nachbarn, die in ihren Holz- und Wellblechhütten sitzen, ein öltropfendes Moped fahren und von der Hand in den Mund leben, bekommen das natürlich mit. Vor allem für die Töchter der Familien, die kein oder zu wenig Ackerland mehr besitze und kaum aus den Schulden rauskommen, ist ein ein Farang-Ehemann oft die einzige Option. Während die Söhne als Bauarbeiter nach Taiwan, Japan, Korea oder in die Golfemirate geschickt werden, gehen die Mädchen als „Masseusen“ oder „Kellnerinnen“ nach Bangkok, Pattaya oder Touristeninseln im Süden.
Diese „Industrie“ ist mittlerweile aus Thailand nicht mehr wegzudenken. Es geht dabeio gar nicht um Prostitution, sondern um „echte“ Beziehungen zu ausländischen Mönnern und deren späteren Geldanweisungen. Ich kenne jede Menge Mädels, die im Grunde überhaupt nicht mehr arbeiten, weil sie sich irgendwann mal einen netten Engländer, Deutsche, Ami, etc angelacht haben, der sie seitdem mit monatlichen Zuwendungen bedenkt.
Viele von den Girls wohnen in besseren und teureren Apartments als ich (der Freund bezahlts) und haben mir oft anvertraut, dass sie die Kerle eigentlich nicht leiden können. In vielen Fällen haben die Jungs zu Hause wahrscheinlich auch einen Partner und der Luxus am anderen Ende der Welt auch noch ein Mäuschen sitzen zu haben ist ihnen dann wohl ein regelmäßiges Taschengeld nach Thailand wert.
Und wenn’s nur ist um das eigene Gewissen zu besänftigen.

Technorati:

16
Okt
2008

Neues aus Bangkoks ÖPNV – Bangkoks Busse sind wie Männer

Busfahren ist billig in Bangkok – auch, wenn die Preise in den letzten Monaten wieder mal gestiegen sind. Der große Bus kostet jetzt zehn Baht und der kleine grüne neun. Außerdem muss man dem Busfahrer nicht mehr wie einem Taxifahrer erklären, wo man langfahren will. Ich hab’ das einmal im Bus probiert und die Reaktion werde ich so schnell nicht vergessen.
Aber eigentlich fahre ich vor allem Bus, weil es so schön rustikal ist. Die Busse sind älter als der Busfahrer und wenn man ehrlich ist, sind sie eine einzige rostige Schweißnaht. Es gibt kein Gefährt, dass mich so sehr an eine Baumaschine erinnert, wie diese Busse in Bangkok. So robust und rau und einfach - aber auch zuverlässig. Irgendwie sehr maskulin. Kein Wunder fahr` ich drauf ab.







Technorati:

Brüder des Schlafes

In Johann Sebastian Bachs Kantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ gibt es den Choral „Kömm, o Tod, du Schlafes Bruder“.
Der Begriff „Schlafes Bruder“ ist seitdem zum geflügelten Wort geworden - aber nur durch Zufall, denn Bach war nie in Thailand gewesen. Und das kann ich so behaupten ohne nur einmal in seine Biografie geschaut zu haben. Denn wäre Bach in Thailand gewesen dann hieße der Choral jetzt „Kömm, o Thai, du Schlafes Bruder“.
Ähnlich wie Chinesen, mit denen die Thais ethnisch im weiteren Sinne ja verwandt sind, können auch die Thais wie auf Knopfdruck einfach zu jeder Zeit und überall einschlafen. Können? Manchmal scheint es mir eher wie ein Müssen, wie ein Fluch.



Ähnlich wie mein Notebook gehen auch die Thais nach 20 Minuten ohne Aktivität in den Ruhemodus. Warum das so ist, ist mir nicht ganz klar. Es kann schon sein, dass der Kreislauf bei der immerwährenden Hitze in Südostasien auf höheren Touren läuft und entsprechend mehr Energie verbraucht wird und die Menschen der Region deswegen jede Ruhephase zum Schlafen nutzen. Aber: Ich lebe ja auch hier, bin auch der Hitze ausgesetzt und verbrauche auch Energie, aber bei mir ist das nicht so.
Ganz deutlich ist mir das neulich aufgefallen als ich während Dreharbeiten mit ziemlich genau 50 Menschen in einem abgedunkelten Konzertsaal, in dem nur etwa alle fünf kurz ein Lied angespielt wurde, saß. Von diesen 50 Menschen waren ziemlich genau die Hälfte Thais und die Hälfte Europäer, Nord- oder Südamerikaner.
Wir saén da und hatten nichts zu tun und schon nach etwa zehn Minuten stellte sich ein erstaunliches Phänomen ein: Die Thais knickten weg. Wie Blüten, die sich zur Nacht hin schließen schlief ein Thai nach dem anderen ein und als ich mich nach 20 Minuten umblickte, war kein Asiate mehr bei Bewusstsein. Alle die dann noch standen oder aufrecht saßen waren Niocht-Thais. Das Schauspiel war so beeindruckend und symbolisch, dass ich ezwei leider wenig beeindruckende und symbolische Fotos gemacht habe. Mit ein bisschen gutem Willen sieht man aber, dass alle Thais schlafen und der rest glockenwach ist:





Das Schlaf für Thais wichtig ist wusste ich nicht erst seit diesem Tga, sondern schon seit Jahren. Ich hatte mal eine Mitbewohnerin, die von der Arbeit heim kam, angezogen aufs Bett fiel so 15 Stunden schlief, um erst am nächsten Morgen wieder aufzustehen. Auch auf dem Dorf im Isaan ist der Schlaf ein fester Bestandteil der Tagesplanung. Man erledigt das Tagesgeschäft am Morgen und frühen Nachmittag. Gegen drei oder vier besucht man dann Bekannte unterhält sich kurz und schläft dann dort bei denen. Ein Praxis die völlig wider meine Natur ist. Nach neun Stunden Schlaf bin ich 15 Stunden wach. Mich um drei bei fremden Leuten auf den Fußboden zu legen und einzuschlafen ist kaum möglich. Natürlich kann ich auch nach einem reichlichen Mittagesses Sonntag Mittag den Fernseher anschalten alte Bud Spencer und Terrence Hill-Filme anschauen und danach eine Stunde gesegneten Mittagsschlaf halten. Aber nur unter diesen Umständen.
In Spanien und Lateinamerika gibt es natürlich auch die Siesta, aber die ist auf die Zeit während der größten Hitze des Tages beschränkt. In Thailand ist Siesta potentiell aber immer.
Vielleicht ist das Geheimnis auch, dass die Thais gar nicht wirklich schlafen, sondern nur so tun als ob. Auf Thai gibt es den Begriff „norn len“, wörtlich heißt das übersetzt: „Zum Spaß liegen“. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Und tatsächlich. Und damit ist das gemeint, was man heutzutage wohl am ehesten als „Chillen“ bezeichnen würde. Ablegen mit Augen zu und Ruhe.
Westlern ist so ein Verhalten natürlich ein Dorn im Auge und auch ich kann mich nicht erwehren, im Gespräch mit anderen Ausländern ab und zu eine zynische Bemerkung fallen zu lassen. Eine so lange Zeit des Tages ungenutzt verstreichen zu lassen. Unerhört!
Vielleicht ist dieses „Zum Spaß liegen“ der Thais aber im Grunde gar nicht so falsch, sondern fast schon progressiv. In Europa raten uns ja mittlerweile Heerscharen von Wellnes-Fuzzis zur “Entschleunigung“ und zu einer Stunde Wachzeit, in der man gar nichts tut. Und Schlafforscher habe zudem herausgefunden, dass ein „Power-Nap“ (zu Deutsch: Energie-Nickerchen) in der Tagesmitte die Leistungsfähigkeit überprportional zur Schlafdauer steigern kann.

In diesem Sinne: Schlaft gut!

Pratu Namo

Technorati:

15
Okt
2008

Die große Pratu Namo „Thai Food Diet“ – Chinatown

Es gibt ein Sprichwort, das heißt: „Chinesen essen alles, was vier Beine hat und kein Stuhl ist.“ Das Sprichwort wird wahlweise auch den Kantonesen (die ja immerhin auch Chinesen sind) zugeschrieben, aber wahrscheinlich trifft es sowieso auf beide zu.
Entsprechend gibt es auf dem Markt in Chinatown zu sehen. Den größten Teil würde ich persönlich nicht essen, aber es ist interessant zu sehen, auf was Menschen offenbar alles gerne essen und wie viele Arten es gibt Nahrungsmittel zuzubereiten.
Bis auf die Shitakepilze, die es in Chinatown tonnenweise gibt. Da könnte ich so einen ganzen Sack leer essen.



Shitakepilze…köstlich. Die könnte ioch sofort mit heißem Wasser aufgießen und den Sack leer essen. Der Verkäufer ist ganz offenbar Chinese und schläft deswegen mal lieber `ne Runde; so wie sich das für einen Chinesen gehört.



Auch wenn er im Wasser ist: Dieser Tintenfisch hats hinter sich und wird wohl in Streifen in einer meiner Meinung nach etwas seltsamen Nudelsuppe namens Yen Da Fo enden



Ein Körbchen Fisch gefällig?



Haifischflossen – Wie man nur auf die Idee kommen kann genau aus sowas eine Suppe zu machen



Pech gehabt. Wer so knusprig ist verliert schnell mal den Kopf



Auch wenn sie getrocknet fast nichts wiegen. In Chinatown gibt es tonnenweise Shitakepilze



Getrocknete und…



..eingelegte Früchte



Sicher einer der Stände, an dem es am besten duftet, denn hier wird chinesischer Tee verkauft.



Große Glückskekse oder aber auch Pilze – wer weiß das schon so genau



Wie gesagt: Pilze ohne Ende

Technorati:

Der Fernweh-Briefkasten

Auf meinem Weg zu meiner morgendlichen Frühstücksnudelsuppe komme ich jeden Tag an dem selben strahlend roten Briefkasten vorbei.
In Bangkok ist irgendwie alles immer schmutzig oder ausgetreten, abgegriffen, halb kaputt, eingerissen, abgeplatzt, ausgewaschen, verbfärbt oder Ähnliches. Aber die Briefkästen sehen so sauber aus, dass ich davon essen würde (die Vorstellung von einem Briefkasten zu essen, kommt mir gerade so lustig vor, dass ich es morgen wohl mal machen werde).

Noch schöner ist ja die Aufschrift:

„BANGKOK“ und „OTHER PLACES“



Ich weiß auch nicht. Aber bei mir weckt das Reisefieber. Obwohl ich hier wohne hört sich BANGKOK ja schon exotisch an, aber OTHER PLACES bringt mich ins Träumen....

Technorati:

14
Okt
2008

Boing!

Was ist an diesem Bild besonders?



Wer mal für`s ganze Geld vor die Klappe dieses Essenstandes, die für normal gewachsene Europäer fatalerweise kurz über Augenhöhe aber leider nicht noch höher hängt, der weiß das. Ist mir noch nicht passiert, aber nur weil ich diesen Weg nicht so oft nehme. Ich klopfe lieber dreimal auf Holz. So ein rostiger Blechkasten gibt immer so hässliche Ecken in der Schädeldecke. Kein Wunder laufen die Thais immer so langsam. Dann tut`s nicht ganz so weh. Aber die würden auch einfach drunter durchlaufen.
Die Markisenstange auf dem folgenden Bild hat offenbar schon mindestens ein Opfer gefordert, ansonsten wäre nicht so liebevoll eine Plastiktüte als Polsterung darum gewickelt.



In Deutschland würden, da wahrscheinlich binnen tagesfrist gleich drei verschiedene Ämter einschreiten. Aber Thailand ist eben nicht Deutschland deswegen: “Helme tragen, Männers!“ (aus: Werner-Beinhart! Deutschland 1990).

Technorati:

13
Okt
2008

Zum Kaffee bei den Aufständischen – Ton Steine Scherben

Ton Steine Scherben und ihrern Demolition-Song „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ dürfte aus den Reihen, der People’s Alliance for Democracy wohl keiner kennen und wenn, dann würde ich das recht gruslig finden.
Aber man muss die Politrocker gar nicht mal kennen, um rauszufinden, dass es Menschen im Kollektiv Spaß machen kann, Dinge zu zerstören und in Unordnung zu bringen, um so eigenen eigenen „bösartigen Aggressionen“ zu kanalisieren.
Immerhin ist die Zerstörungswut eine menschliche Leidenschaft bzw. Charakterstruktur, gleichzeitig auch ein Zug der kapitalistischen Gesellschaft. (nach: Anatomie der menschlichen Destruktivität von Erich Fromm).
Je mehr etwas als Symbol für Ordnung steht, um so mehr taugt es zur Zerstörung. Ein gerne gewähltes Objekt ist dabei das Polizeifahrzeug



Mit der Besetzung und der Verwüstung des Fernsehsenders NBT vor einigen Wochen haben sich die Regierungsgegner allerdings keinen Gefallen getan. Die breite Zustimmung für die PAD in der Bevölkerung knickte daraufhin erheblich ein. Offenbar darf man doch nicht alles einfach so kaputt machen. Als Relikt stehen auf dem Gelände des besetzen Government House immer noch zwei Übertragungswagen mit zerstochenen Reifen.



Technorati:

Neues aus Bangkoks ÖPNV - Können sie nicht lesen, oder woll`n sie nicht?

Ich bin ja ein großer Fan des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV für alle Abkürzungsfans). In jeder Stadt in der ich bin versuche ich immer auf Bus, Bahn, Tram, Kutsche etc.zurückzugreifen. Das ist im Zweifel immer ein ganzes Stück mühsamer als ein Taxi aber besser.
Warum?
Nicht weil es billiger ist oder „authentischer“- es ist nämlich eigentlich immer enger, stinkiger und oft sogar teurer (weil man sich dauernd verfährt). Aber wenn man öfter die gleiche Strecke in unterschiedlichen Bussen/Zügen mit unterschiedlichen Leuten fährt, dann fallen einem irgendwann Muster auf.
In der ersten Zeit war es mir nicht so bewusst, weil ich immer nur kurze Strecken gfahren bin und es deswegen selber nicht getan habe. Jetzt fahre ich aber mehrmals in der Woche einmal quer durch Bangkok und mache ich es dann schon: Lesen.
Wer in Deutschland in einen Zug einsteigt egal ob Regionalexpress oder ICE findet immer auf Anhieb jemanden der liest. Warum auch nicht; Die Landschaft ist bekannt, der Typ gegenüber zu hässlich um ihn anzukucken also liest man. Hier in Bangkok, wo man wegen der katastrophalen Staus nie weis, ob man nun eine halbe oder zwei Stunden im Bus sitzen muss, habe ich immer ein Buch in meiner Handtasche.
Heute bin ich in der 511er eingestiegen, habe mir einen netten Platz am Fenster gesucht eine Minute aus dem Fenster gekuckt und dann mein Buch rausgeholt (derzeit „The Historian“ von Elizabeth Kostova“- bisher sehr gut).
Nur weil die Frau neben mir ganz deutlich überrascht auf mein Buch gestarrt hat, ist es mir überhaupt bewusst geworden. Ich habe im Grunde noch nie jemanden im ÖPNV lesen sehen. In der BTS sieht man ab und zu mal Studenten, die ihre Papiere durchgehen oder selten Mal Erwachsene Männer, die wie bessesen Manga.Comics lesen, aber das jemand eine Zeitung oder gar ein Buch lesen würde, habe ich noch nie gesehen. Ehrlich gesagt habe ich noch nie einen Thai gesehen, der einen Roman liest. Diese Aussage erscheint mir so drastisch, dass ich sie selber kaum glauben kann. Aber sie stimmt. Ich zähle wirklich intelektuelle Menschen zu meinen Freunden und selbst die lesen eher Gedichtbände oder Sachbücher, aber keine Romane. Und wenn, dann nicht im ÖPNV (durch die dreimalige Verwendung dieser amtsschimmeligen Abkürzung habe ich mich wohl selber aus dem Kreis der Intelektuellen ausgeschlossen).
Wenn ich es mir genau überlege, gibt es im Grunde auch überhaupt keine Romane im Buch- und Zeitschriftenhandel zu kaufen – zumindest nicht in der Masse und Vielfalt wie in Europa. Wer war also zuerst da Huhn oder Ei? Lesen die Thais nicht, weil`s keine Bücher gibt, oder gibt`s keine Bücher, weil die Thais nicht lesen.
In Thailand können 5 Prozent der Männer und 9 Prozent der Frauen nicht lesen. Also immerhin gibt es welche die es eigentlich können müssten. Daran liegt es aber nicht; und auch nicht an der geringen Auswahl. In Thailand gibt es eine grundsätzlich andere Auffasung von Sinn und Zweck des lesens. Eher ein Müssen als ein Wollen. Ma liest hier ein Dokument oder ein Fachbuch, weil es das Mittel zum Zweck ist, ein Medium, dass eine benötigte Information fixiert und transportiert. Enstprechend ist auch die Auswahl im Buchhandel: Fachbücher, Sachbücher („Schnell reich werden“, buddhistische Ratgeber) und viele Lifestylemagazine.
Ganz deutlich wird es, wenn man unter Thais plötzlich ein Buch rausholt. So wie ich letzten Samstag beim Rettungsdienst. In Deutschland haben wir beim Rettungsdienst immer viel gelesen. Wenn ich mich hier auf die Pritsche von unserem Pick-up setzte und mein Buch aufschlage (damals noch Andy McNab "Aggressor" – ehrlich gesagt nicht der beste McNab), dann wirkt das so als wäre mir langweilig weil siech keiner mit mir unterhalten wollte und ich müsste mich in die Literatur flüchten. Entsprechend kommt dann sofort jemand um mich zu unterhalten. Lieb gemeint, aber nicht nötig. Auch fragen dann alle der Reihe nach, was ich denn da „lernen“ würde. Wenn ich dann erzähle, dass es in dem Buch um eine fiktive Geschichte geht, ist das also würde ich vom Skifahren erzählen.
Auf dem Dorf im Isaan wird es dann richtig deutlich. Dort bin ich mir manchmal nicht sicher, ob mein Lesen dort nicht schon fast als Provokation aufgefasst wird. Die Leute unterbrechen mich nämlich dann scheinbar mit Absicht im Minutentakt. Leider ist halt Lesen eine Beschäftigung, die man nicht beliebig unterbrechen kann, weil sie sonst nicht funktioniert. Normalerweise lese ich gerne in Gesellschaft, im Park, im Restaurant oder einfach neben Freunden, die sich unterhalten. Das geht auf dem Dorf nicht, weil ich dann wie auf dem Präsentierteller liege und ständig angesprochen werde. Wenn ich mich dann aber zurückziehe komt sorfort jemand und fragt, ob ich müde oder traurig bin.

Technorati:

12
Okt
2008

In Transit - Sie sind da

Es ist so weit: Nach mehr 77 Tagen und gut 19.500 Kilometer sind Chris und Hannes in Bangkok eingeschlagen. Die beiden Jungs sind auf dem Landweg von Deutschland nach Indonesien unterwegs und machen auch hier Station. Das Guesthouse hab ich ihnen gestern schon gebucht und ich denke Chris wird mich in den nächsten zwei Stunden anrufen und wir werden wohl mal ein paar Leo-Beers perlen lassen müssen.
Eine stimmungsvolle Flash-Animation ihrer Reise gibt`s hier.
Die einzelnen Stationen und Blog-Berichte über ihre Reise findet ihr auf dem Travel Passion Blog.

Technorati:

Update zum eigenen Siechtum

Das Bergfest ist gefeiert. Ab jetzt gehts wieder bergab...!?... Nee, so ist das nicht gemeint. Ich meine eher: Das Schlimmste ist überwunden, ab jetzt wird es wieder besser. Zur Feier des Tages gabs Prednisolon und Amoxycillin in rauen Mengen, einen Säureverband und Creme aufs Auge. Heute bin ich das erst mal wieder vernünftig angezogen. Ich hab sogar einen Trick rausgefunden, wie ich das zugeschwollene Auge so schminken kann, dass es dem heilen Auge halbwegs ähnelt. Insgesamt sehe ich natürlich immer noch übel aus, aber es langt offenbar, dass die Kinder nicht anfangen zu weinen, wenn sie mich sehen, die Hunde mich nicht anknurren und die Menschen mich nicht mit Fackeln aus der Stadt jagen.
Ich habe heute zwei große Mülltüten mit Verbandsmaterial aus meiner Wohnung getragen, Das Bett neu bezogen, gesaugt und gewischt.

Es will mir scheinen, als ob ein Kranker leichtsinniger sei, wenn er einen Arzt hat, als wenn er selber seine Gesundheit besorgt.

Friedrich Nietzsche, Morgenröte

In der letzten Woche habe ich in jedem Fall viel über die medizinische Infrastruktur gelernt. Und die schwankt von einem Extrem ins andere. Am Anfang stand ja ein Arztbesuch an. Eigentlich nur zum verbinden meiner ursprünglichen Wunde am Fuß. Beim zweiten Besuch in der Praxis war ich dann schon deutlich vom Zerfall begriffen. Einma verbinden (allerdings an zig Stellen) plus Antibiotika für fünf Tage: 1500 Baht.
Als ich mich dann zwei Tage später selber ins Krankenhaus einlieferte. Bekam ich ein kompetentes Arztgespräch, Corticosteroide für zwei Wochen, zwei Flaschen Borsäure, Verbandsmaterial für eine ganze Kompanie und antibiotische Steroidcreme. Dazu noch einmal eine halbe Stunde Verbände – das ganze für gerade mal 1200 Baht. Vielleicht liegt es daran, dass die Arztpraxis, die ich zuerst aufgesucht hatte sehr nah an der Khao San Road liegt und die Preise dort etwas höher sind. Das Krankenhaus in dem ich war liegt dagegen recht außerhalb auf der anderen Seite des Chao Praya Flusses.
Die Ärztin, die mich behandelte hat so sanft und nett mit mir gesprochen, dass ich trotz Schmerzen und Jucken fast eingedöst wäre.
Der ganze Umgang war so zuvorkommend gewesen, so wie es in der Dienstleistungsbranche – und dazu gehört das Gesundheitswesen nunmal – eigentlich sein sollte. Natürlich ist die Klinik eine Privatklinik und man bezahlt alles selbst.
Am Tag an dem ich ins Krankenhaus gegangen bin, war ich vorher schon im Sirirat Hospital gewesen – ein Regierungskrankenhaus und Medizinmoloch. Ich war schon morgens um kurz vor sieben dirt und es war die Hälle los. Alles war in Thai, bevor man nur fragen durfte, ob man mit einem Arzt sprechen könnte, musste man sich erst eine Patientenkarte (Zimmer 100) besorgen und selbst dann hätte ich bestimmt Stunden warten müssen und trotzdem alles selber bezahlen müssen. Vielleicht ein bisschen weniger, aber das war es mir in meinem Zustand nicht wert.
In der Pivatklinik (hört sich ziemlich elitär an, aber in Deutschland ist eine groér Teilö der Kliniken auch in privater Hand) war es dagegen sehr entspannt. Vor allem kann man sich die Behandlung so Zusammenstellen, wie es einem passt, weil man eh für alles bezahlt, dafür dann aber auch eine vernünftige Dienstleistung bekommt. Von daher ist das Patientsein in Thailand angenehmer als in Deutschland. In Deutschland bezahlt man iommerhin auch Krankenversicherungsbeiträge, Krankenhaustagegeld, muss sich dafür aber von Krankenversicherung die Versorgung vorschreiben lassen, wird von einem übermüdeten Arzt behandelt und bekommt von einer unterbezahlten und daher übellaunigen Schwester einen Plastiknapf mit Klinikessen.
So sieht es zumindest aus und bei einer akuten aber einmaligen Geschichte, wie bei mir mag das private thailändische System sicher von Vrteil sein. Aber wehe dem, der ein chronisches Leiden Entwickelt. Eine Diabetes oder eine lebenswichtige Herzoperation können in Thailand schlagartig die gesamte Familie verarmen lassen; und an dieser Stelle und genau deswegen ist die Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung in der BRD natürlich ohne Zweifel die bessere und höher entwickelte Variante der Gesundheitsversorgung.
Auch, wenn ich mich auf dem Weg der Besserung befinde, es auf jeden Fall noch viel für mich zu tun, denn nach der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 22. Juli 1946 ist „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen.“

Technorati:

Zum Kaffee bei den Aufständischen – „Die Polizei ermordet das Volk“

Nach den schlimmen Zusammenstößen zwischen der People`s Alliance for Democracy (PAD) und der Polizei und der offenbar unverhältnismäßigen Anwendung von Gewalt seitens der Sicherheitskräfte, die zu Toten und hunderten Verletzten führte, kann die Polizei bei der Polizei keinen Blumentopf mehr bei den Regierungsgegnern gewinnen. Die PAD wirft der Polizei offen Mord vor.
Wie in vielen demokratisch-liberalen Bewegungen stehen auch in Thailand viele Künstler und Freidenker in den Reihen der PAD und auf dem Gelände finden sich viele improvisierte Spontanarbeiten aus allem, was gerade zur Hand ist.



Schriftzug aus Flaschendeckeln: „Die Polizei ermordet das Volk“



Ein Schild, dass die Grausamkeit der Polizei anprangert



Am Ausgang einer der Barrikaden führen Fußspuren zu einer Papierpuppe von Premierminister Somchai und jeder der den Posten passiert, ist herzlich eingeladen heftig darauf rumzutrampeln.

Technorati:

11
Okt
2008

Zum Kaffee bei den Aufständischen – Wasser marsch!

Die People’s Alliance for Democracy (PAD), die mittlerweile seit sechs Wochen den Sitz der Regierung besetzt hält hat ihre Anhänger vor allem in der wohlhabenden Mittelschicht Bangkoks, den Eliten der Hauptstadt und den Demokraten aus dem Süden. Der finanzielle Rückhalt ist mit so viel Kapital im Rücken somit sicher gestellt.
In einem so heißen Land wie Thailand ist die Versorgung mit Trinkwasser eine der Hauptvoraussetzungen für eine erfolgreiche Kampagne wie die Langzeitbesetzung des Government House. Entsprechend türmen sich auf dem Gelände ganze Halden mit Trinkwasserflaschen. An allen Ecken und Enden des Geländes sind sie zu Wällen aufgesetzt und dienen sogar an den Zufahrten zur Befestigung der Barrikaden. Ich habe es mir nicht nehmen lassen und habe mich an einer Flasche gütlich getan. Natürlich habe ich vorher gefragt – ich will ja nicht unbedacht die politischen Entwicklungen in Thailand aus ihrer natürlichen Laufbahn bringen.







Technorati:

Die große Pratu Namo Thai Food Diet – Insekten

Eigentlich wollte ich in den letzten Tagen unter dieser Rubrik ja etwas über das Vegetarische festival „Gin Jee“ schreiben. Ein hervorragede Sache, weil es an vielen Ständen komplett vegetarisches oder besser noch veganisches Essen gibt. Ein Traum. Kein Fleisch, kein Fisch, keine Eier, Fischsauce oder sonst was. Man kann essen was man will und weiß dass nix ekliges drin sein kann. Ich bin bestimmt nicht empfindlich und kulinarisch sehr aufgeschlossen, aber Fischgehirne, Schweineinnereien, Därme, Fische mit einer Million Gräten und Ähnliches sind halt nicht mein Ding. Stattdessen muss ich mich einleitend erst mal über die Zuverlässigkeit der Thais ergehen, denn: vorletzten Mittwoch ist bei meinem Notebook das Motherboard verreckt (wieviel Schuld ich daran habe, bleibt an dieser Stelle unerwähnt). Glücklicherweise gibt es in Bangkok aber den Panthip Plaza, ein IT-Paradies. Dort im Obergeschoss in die Computerwerkstatt und dem Meister mein Notebook anvertraut. Das war an einem Freitag. Ich habe ihm deutlich gemacht, dass ich das Notebook schnellstmöglich brauche. Ich hatte auch noch ein anderes abgegeben, aber für das hätte er sich Zeit nehmen können. Wir haben also Dienstag vereinbart. Am Dienstag rufe ich an und keiner geht ran. Am Mittwoch auch nicht also fahre ich hin und finde ein Schild

„SORRY OPEN AGAIN SATURDAY“

Na danke. Ich hoffe er hat einen guten Grund gehabt, dass er mich nicht mal angerufen hat und mir die Möglichkeit gegeben hat, das Ding zu einem anderen Laptop-Schuster zu bringen. Wenn er also nicht der Typ auf diesen Bildern ist, dann kriegt er was zu hören.
Aber es geht ja um’s Essen. Wie kulinarisch aufgeschlossen ich bin, zeigt folgendes Bild:



Und die esse ich wirklich gerne. Frittierte Grillen. Es gibt auch Heuschrecken, aber bei denen muss man vorher die Beine ausreißen, weil die so hart sind wie Äste. Das ist dann schon eklig vor allem aber mühsam. Aber diese kleineren Grillen sind sehr gut. Ich könnte an dieser Stelle jetzt ja was von Proteinen und von „nussig“ faseln, aber das ist mir zu blöd.
Die Tüte kostet 20 Baht (=45 Cent) und zum Bier mag ich die echt gerne. Am Anfang mag ich sie noch nicht so sehr ankucken, wenn ich sie mir in den Mund stecke, aber dann geht`s. Kaugefühl ist knackig aber nicht so kross, wie man es erwarten würdn. Geschmack ist ölig-salzig, was in der Hauptsache daran liegen dürfte, dass sie in Öl frittiert und dann gesalzen wurden.
Ich mag auch die großen Ameisen, mit Chilli, Knoblauch und Zitronengras, aber die gibts nicht so oft. Die haben richtig Geschmack. Alles andere habe ich auch schon probiert, mag’s aber nicht; die Maden sind zu mehlig, die kleinen Käfer schmecken irgendwie alt und die große sind zu mühsam zum Auseinanderbauen, bevor man sie essen kann. In den Touristenvierteln von Bangkok gibt es überdurchschnittlich viele Verkäufer dieser Delikatesse. Dort verkauft es sich wahrscheinlich am besten. Jeder Touri kauft von allem etwas kann sich dann ein bisschen ekeln und sich dann beim essen fotografieren lassen und schmeisst dann im Prinzip alles weg.
Kann ja jeder machen wie er`s will, aber es ist trotzdem schade drum. Die sind doch so proteinreich und so nussig (ich konnte nicht wiederstehen).
Interessant ist vielleicht zu wissen, wie man zu so vielen Insekten kommt, denn Heuschrecken fangen ist ja in der Regel ein mühsames Geschäft. Wer allerdings mal Nachts mit dem Bus durch Kambodscha gefahren ist, wird sich sicher an die UV-Leuchtstoffröhren (Schwarzlicht) in den Reisfeldern erinnern. Um die herum sind große, feinmaschige Netze gespannt. Die Insekten werden vom Licht angelockt und springen dann freiwillig in die Netze. Am nächsten Morgen geht der Bauer nur aufs Feld und das Netzt zusammenschnüren, das Licht ausschalten und hat sich ein paar Baht - bzw. Riel in Kambodscha – dazuverdient.

Technorati:
Pratu Namo

PRATU NAMO

.

Pratu Namo`s Twitter

Aktuelle Beiträge

Hello everybody
Hey :-) My name is Manuel Bierbaumer i send you this...
Manuel Bierbaumer (Gast) - 24. Aug, 16:31
Kommune
Bitte melde dich mal bei uns . Wir sind ein junges...
Kiki (Gast) - 12. Jun, 14:18
Il y a encore de la place...
Il y a encore de la place chez vous je viens du luxembourg
welter patrick (Gast) - 3. Okt, 16:42

Suche

 

Action!
Bangkok City Life
Blaulicht
Brasilien
English
Isaan Country
Lingua Franca
Na sowas!
ÖPNV
Thai Culture
Thai Food Diet
Travel
Videos
Weird Thailand
Wrong Things
Zum Kaffee bei den Aufständischen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren